Im Rahmen der Fachmesse transport logistic in München diskutierten Anfang Juni 2025 Fachleute aus Wirtschaft und Bahnbranche über die zunehmenden Engpässe bei Abstellmöglichkeiten für Güterzüge. Die zentrale Erkenntnis: Ohne zusätzliche Abstell- und Dispositionsgleise ist eine erfolgreiche Verkehrsverlagerung auf die Schiene nicht realisierbar. Veranstalter des Forums waren der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), die Güterbahnen (NEE), das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien sowie die Initiative „Jeder Meter zählt – Bündnis Gütergleise“.
Initiative fordert Infrastrukturwende
Die Diskussion verdeutlichte, dass die Schieneninfrastruktur in Deutschland dringend ausgebaut werden muss, um den wachsenden Anforderungen des Güterverkehrs gerecht zu werden. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahlreiche Anlagen zurückgebaut – mit gravierenden Folgen für Betriebsabläufe, Pünktlichkeit und Flexibilität und mit dem Modal Shift von der Straße auf die Schiene auf der Kippe.
Georg Lennarz, Fachbereichsleiter Marktfragen Güterverkehr beim VDV, betonte: „Können Sie sich einen größeren, modernen Flughafen vorstellen, der nur eine Start- und Landebahn hat und sonst keine Infrastruktur? Nein! Und genauso ist es auch beim Schienengüterverkehr: Wir brauchen nicht nur Gleise, sondern auch Platz zum Parken, also Abstellmöglichkeiten für die Güterzüge.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern von DB InfraGO, VTG Gruppe, ARS Altmann AG und die Güterbahnen wurde deutlich, dass kurzfristige Maßnahmen zur Entlastung besonders betroffener Regionen notwendig sind. Die Beteiligten waren sich einig: Nur durch eine breite gesellschaftliche und politische Unterstützung kann der Modal Shift gelingen – mit positiven Effekten für Umwelt und Versorgungssicherheit.
Matthias Prochazka (ARS Altmann AG) erklärte: „Es geht darum, wachzurütteln und aufmerksam zu machen. Auf ein Thema, das unserer Unternehmensgruppe am Herzen liegt und in der Initiative „Jeder Meter zählt – Bündnis Gütergleise“ reflektiert wird: Der Investitionsbedarf im Schienengüterverkehr ist gewaltig.“
Er berichtete von konkreten Fortschritten des Bündnisses „Jeder Meter zählt“ in Arbeitsgruppen und Vor-Ort-Terminen, etwa an den Rangierbahnhöfen München-Nord und Berlin-Nordost. Erste kleinere Maßnahmen seien bereits in Umsetzung. Dennoch bleibe der Handlungsbedarf groß – aber gerade bei verhältnismäßig kleinen, aber umso wichtigeren Stellschreiben müssen nun notwendige Mittel freigegeben werden, damit die Arbeiten dort starten können.
Die Initiative fordert ein Umdenken in der Infrastrukturpolitik. Der Fokus müsse weg von Großprojekten hin zu funktionalen, aber entscheidenden Maßnahmen wie Serviceeinrichtungen und Abstellgleisen gelenkt werden. Auch der Infraplan des Bundesverkehrsministeriums solle diese Aspekte priorisieren.
Forderungen des Bündnisses „Jeder Meter zählt“:
- Klare Finanzierungszusagen für Serviceeinrichtungen durch das BMV.
- Wiederaufnahme des Runden Tisches Kapazität unter Einbindung der Industrie.
- Sofortprogramm zur Entlastung von Engpassregionen.
- Frühzeitige und transparente Kommunikation durch DB InfraGO.
Dr. Petra Seebauer (LKZ Prien) fasste zusammen: „Nur wenn wir gemeinsam handeln, können wir die aktuellen Herausforderungen meistern. Es geht um nicht weniger als die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Schienengüterverkehrs in Deutschland und damit unserer Versorgung. Grundlage dafür ist ein verlässliches Netz, das Menschen wie Güter sicher und effizient ans Ziel bringt – die Finanzierung dafür muss nun mit Priorität sichergestellt werden.“