Weniger Hafenunfälle: Cuxhaven testet smartes Hafenassistenzsystem

03.11.2025 16:08 Uhr | Lesezeit: 3 min
Assistenzsystem SmartKai
Setzen auf das Assistenzsystem SmartKai zur Vermeidung von Havarien: SIDAS-Projektleiter Jürgen Höpcke und Martina Ritter von NPorts
© Foto: Chiara Hahn/NPorts

Niedersachsen Ports stattet den Hafen Cuxhaven mit einem digitalen Assistenzsystem aus, das Schiffsbewegungen in Echtzeit erfasst und dokumentiert. Ziel sind mehr Sicherheit beim Anlegen und eine bessere Auswertung von Havarien.

Im Hafen Cuxhaven startet ein neues Digitalisierungsprojekt zur Verbesserung der nautischen Sicherheit. Niedersachsen Ports (NPorts) installiert nach eigenen Angaben gemeinsam mit der Marivation GmbH ein Assistenzsystem, das Schiffsbewegungen beim Ein- und Auslaufen präzise erfasst und als Lagebild darstellt. Die Technologie basiert auf Radar-, LiDAR- und Umweltsensoren, deren Daten in einer Softwareplattform gebündelt werden.

Das System soll laut NPorts vor allem helfen, Havarien zu verhindern oder deren Abläufe später nachvollziehbar zu rekonstruieren. Zwischen 2010 und 2019 wurden in Cuxhaven insgesamt 37 Havarien registriert – mit Schäden von wenigen Tausend bis weit in den sechsstelligen Euro-Bereich.

Digitale Unterstützung für Hafenbetriebe

Die Sensoren erfassen Entfernungen, Kursverläufe und Geschwindigkeiten in Echtzeit. Diese Informationen können sowohl vom nautischen Personal an Bord als auch von der Hafenverwaltung genutzt werden. Im Ernstfall dokumentiert das System automatisch den Manövrierverlauf und liefert Daten für Unfallberichte.

Neben der Sicherheitsfunktion soll die Technik künftig auch für Trainingszwecke oder als Grundlage für Warnmeldungen genutzt werden, etwa wenn sich ein Schiff einer Kaje zu schnell oder in kritischem Winkel nähert.

Technische Anpassungen gegenüber dem Vorgängerprojekt

SIDAS knüpft an das Vorgängerprojekt SmartKai an, wurde aber technisch weiterentwickelt:

  • Energiebedarf der Sensorik um rund 85 Prozent reduziert
  • Erfassung von Objekten bis 250 m Distanz
  • Kompaktere Gehäuse und feststehende Optiken statt rotierender Spiegel
  • Glasfaser-Infrastruktur zur schnellen Datenübertragung und Nutzung für weitere Hafenanwendungen
  • Automatisierte Manöveraufzeichnung zur Beweissicherung

Zeitplan und Förderung

Der Aufbau der Infrastruktur soll Anfang 2026 abgeschlossen sein, anschließend folgt ein Probebetrieb. Das Projektvolumen liegt bei rund einer Million Euro, davon werden etwa 80 Prozent über das Förderprogramm DigiTest des Bundesverkehrsministeriums finanziert. Der vollständige Betrieb ist für Mitte 2026 vorgesehen.

Das Projekt findet laut NPorts auch international Beachtung – unter anderem liegen Anfragen aus Indien und Brasilien vor, wo große Häfen nach ähnlichen Systemen suchen.

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