In Düsseldorf diskutierten Vertreter der Rheinanliegerländer über die Zukunft der Binnenschifffahrt und die Gestaltung nachhaltiger Transportketten. Rund 120 Teilnehmende aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg informierten sich über das Maßnahmenpaket „Perspektive nachhaltige Rheinschifffahrt 2030“. Es umfasst Schritte zur Stärkung der Wasserstraße, zur Entwicklung eines grünen Binnenschifffahrtskorridors sowie zur Intensivierung der europäischen Kooperation entlang des Rheins.
Maßnahmenpaket „Perspektive nachhaltige Rheinschifffahrt 2030“
Das Paket sieht vor, die Infrastruktur zu modernisieren, emissionsfreie Antriebe für Schiffe und Terminalfahrzeuge einzuführen und Technologien für automatisiertes und ferngesteuertes Fahren zu entwickeln. Zudem sollen neue Hafenkonzepte entstehen, die von Kommunen unterstützt werden – auch um das Image der Häfen zu verbessern. Ziel ist eine nachhaltige und zukunftsfähige Gestaltung des Rheinkorridors bis zum Jahr 2030.
Investitionen in Wasserstraßen und Infrastruktur gefordert
Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer betonte: „In Zeiten des Wandels muss sich das System Wasserstraße neu erfinden. Es muss mit entsprechenden Investitionen und Förderungen länder- und nationenübergreifend weiterentwickelt werden. Der Wandel der Häfen in einem grünen Binnenschifffahrtskorridor Rhein und leistungsfähige Wasserstraßen sind für den Klimawandel zentral und unverzichtbar.“
Er forderte den Bund auf, die Finanzierung zu sichern:„Neueste Containerbinnenschiffe können mehr als 500 LKW einsparen. Deshalb ist nicht nachvollziehbar, wenn das System Wasserstraßen kaputtgespart wird, notwendige Instandsetzungen von Schleusen und Wehren zurückgestellt werden müssen.“
Auch der hessische Verkehrsminister Kaweh Mansoori hob die Bedeutung des Rheins hervor: „Der Rhein ist eine wichtige Lebensader unseres Wirtschaftsstandorts: Er verbindet Hessen mit den großen Seehäfen und sichert Lieferketten. Gleichzeitig ist er Innovationsraum für klimafreundliche Logistik und moderne Industrie.“
Europäische Zusammenarbeit für den grünen Rheinkorridor
Baden-Württembergs Staatssekretärin Elke Zimmer erklärte: „Klimaneutrale Binnenschifffahrt braucht eine europäische und gut vernetzte Planung. Dafür muss über Ländergrenzen hinweg gut und effektiv zusammengearbeitet werden. Der ‚grüne Binnenschifffahrtskorridor Rhein‘ umfasst dabei nicht nur den Wasserweg, sondern auch die Orte, an denen Waren zwischen Schiff, Bahn und Lkw wechseln. Beides zu modernisieren und angemessen zu finanzieren, ist ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll. Und es ist dringend nötig, denn moderner Güterverkehr braucht das durchdachte Zusammenspiel von Straße, Schiene und Wasserstraße.“
Andy Becht, Staatssekretär in Rheinland-Pfalz, ergänzte: „Insgesamt bildet diese Vision die Grundlage, um den Rheinkorridor widerstandsfähig, wettbewerbsfähig und fit für die Zukunft zu machen. Rheinland-Pfalz wird diesen Prozess konsequent und engagiert unterstützen.“
Die zentralen Handlungspunkte für die Rheinschifffahrt
Das Maßnahmenpaket „Perspektive nachhaltige Rheinschifffahrt 2030“ definiert fünf Handlungsfelder:
1. Entwicklung des Rheinkorridors
- Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
- Nutzung europäischer Förderprogramme wie Interreg
- Studie zu Wertschöpfungsketten, Marktpotenzialen und Auswirkungen der Dekarbonisierung
- Beschleunigung logistischer Abläufe im Seehafenhinterlandverkehr
- Förderung digitaler Korridorlösungen
- Aktualisierung der „Düsseldorfer Liste“ relevanter Infrastrukturprojekte
2. Grüner Binnenschifffahrtskorridor Rhein
- Transformation auf emissionsarme und emissionsfreie Antriebe
- Pilotprojekte für klimafreundliche Logistik
- Entwicklung von Häfen zu Clean Energy Hubs
- Ausbau von Liegeplätzen mit Landstromversorgung und beschleunigte Genehmigungsverfahren
3. Fernsteuerung und Automatisierung
- Unterstützung von Pilotprojekten und Testfahrten
- Weiterentwicklung digitaler Navigationshilfen
- Schaffung eines regulatorischen Rahmens auf EU- und Bundesebene
- Integration automatisierungsrelevanter Anforderungen in die Infrastrukturplanung
4. Hafenentwicklung
- Erstellung von Hafenentwicklungsplänen (HEP)
- Sicherung von Flächen, strategische Ausrichtung, zielgerichtete Entwicklung der Infrastruktur
- Berücksichtigung neuer Anforderungen wie erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft oder Schwer- und Großraumtransporte
- Frühzeitige Einbindung der Kommunen
- Förderung von Synergien zwischen Hafenbetreibern, Industrie und Verwaltung
5. Stärkung der gesellschaftlichen und politischen Akzeptanz
- Informations- und Dialogformate
- Bildungsinitiativen und Nachwuchsförderung
- Hafenführungen, Hafentage und Netzwerkveranstaltungen
- Unterstützung durch Industrie- und Handelskammern sowie Verbände