Am frühen Morgen des 23. Juli 2025 kam es beim Einlaufen im Cuxhavener Vorhafen zu einer Kollision zwischen dem 69 Meter langen Tankschiff Capella und dem 44 Meter langen Offshore-Versorgungsschiff Coastal Legend. Es sind keine Personen zu Schaden gekommen. Allerdings erlitt die Coastal Legend dabei einen rund 80 Zentimeter langen Riss im Rumpf, aus dem bis zu 12.000 Liter Marinedieselöl ausgetreten sind, die sich als roter Ölfilm an der Wasseroberfläche zeigen. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr errichteten umgehend Ölsperren. Die Einsatzleitung übernahm aufgrund eines „komplexen Schadstoffunfalls“ (bei mehr als fünf Kubikmeter Schadstoff) das Havariekommando. Dadurch konnte wohl rechtzeitig verhindert werden, dass sich der giftige Ölfilm aus dem Hafenbecken heraus in die Elbe beziehungsweise Nordsee ausbreiten konnte.
Unterschätzte Folgen maritimer Havarien
Zusätzlich ist hilfreich gewesen, dass sich der Unfallort innerhalb eines teilweise geschlossenen Hafenbeckens ereignete, betont die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) in einer Pressemitteilung. „Aber schaut man von da aus nur wenige Kilometer weiter auf die offene See, würde sich eine solche Havarie bei der Räumung und den Auswirkungen auf den Lebensraum extrem problematischer gestalten. Und sie wäre mit den vorhandenen technischen Mitteln wohl auch nicht zu bewältigen“, vermutet Kapitän und Seelotse Ulrich Birstein als 2. SDN-Vorsitzender. Anstatt intensiver Bemühungen, Havarierisiken zu minimieren, werde die Industrialisierung des Meeres immer weiter großräumig ausgeweitet. Das zerstöre nicht nur weite Teile des natürlichen Lebensumfelds, sondern auch die Fahrwege für die Schifffahrt, was Schiffshavarien, insbesondere mit Windkraftanlagen, immer wahrscheinlicher mache. „Und solche Havarien würden dann sicher auch sehr schnell zu wirklichen Katastrophen werden, die mit menschlichen Mitteln nicht mehr zu bewältigen sind“, sagt Birstein. Denn eine einzige solch folgenschwere Schiffshavarie könne schon ausreichen, die Nordsee mit Wattenmeer und Ästuaren als Lebensraum für Menschen und Tiere nachhaltig zu schädigen und teilweise zu zerstören.