Erstes emissionsfreies Seilbaggerschiff setzt auf Wasserstoff und Akku

19.11.2025 13:15 Uhr | Lesezeit: 3 min
Das erste E-Seilbaggerschiff der Niederlande fährt mit dem TESVOLT OCEAN Batteriesystem „Compass Core“.
Die „Prins ZEs“ fährt emissionsfrei: Akkus und Wasserstoff-Brennstoffzellen treiben das erste Seilbaggerschiff ohne Diesel im niederländischen Wasserbau an.
© Foto: Van den Herik

In den Niederlanden ist das erste Seilbaggerschiff mit rein elektrischem Antrieb unterwegs. Die „Prins ZEs“ kombiniert leistungsstarke Batteriespeicher mit Wasserstoff-Brennstoffzellen und spart so große Mengen CO₂ ein.

In den Niederlanden ist das erste emissionsfreie Seilbaggerschiff in Betrieb gegangen. Die „Prins ZEs“ wird vollständig mit Batteriespeichern von Tesvolt Ocean betrieben, die über ein Wasserstoff-Brennstoffzellenaggregat geladen werden. Eigentümer des Schiffes ist das Wasserbauunternehmen Van den Herik. Für die Umsetzung erhielt das Projekt den Green Award Gold der unabhängigen Green Award Foundation – eine Auszeichnung für besonders zukunftsfähige Lösungen. Das Arbeitsschiff „Prins 6“ wurde trotz seines hohen Energiebedarfs und fehlender Ladeinfrastruktur erfolgreich zum Zero-Emission-Schiff umgebaut. Damit lassen sich erhebliche Mengen CO₂ einsparen, wie das Unternehmen mitteilt.

Große Speicherkapazität für energieintensive Einsätze

Als Arbeitsschiff benötigt die Prins ZEs täglich viel Energie. Die verbauten Batteriespeicher des Modells Compass Core aus der Kaptein-Serie verfügen über eine Gesamtkapazität von knapp 2 MWh. Bei vollständiger Entladung können sie innerhalb von zwölf Stunden über das Brennstoffzellenaggregat geladen werden. Danach sei ein ganzer Arbeitstag mit elektrischem Antrieb möglich.

Robuste Batterietechnik für Retrofit-Lösungen

„Wir brauchten Batterien, die in kurzer Zeit viel Energie laden können und wenig Platz an Bord brauchen“, berichtet Isolde Struijk, Geschäftsführerin Van den Herik in Sliedrecht nahe Rotterdam. „Wenn der Kran seine Arbeit beginnt, entstehen hohe Lastspitzen. Da war es auch wichtig, dass das Batteriesystem besonders robust ist und stabil weiterläuft.“

Michael Miebach, Key Account Manager bei Tesvolt Ocean, ergänzt: „Wir haben unsere Batteriemodule so konzipiert, dass Schiffe möglichst einfach E-Antriebe nachrüsten können. Trotz ihres geringen Gewichts haben die Module eine sehr hohe Energiedichte: Für die nahezu 2 MWh Gesamtspeicherkapazität war nur eine Fläche von etwa 0,6 auf 3,6 Meter bei einer Gesamthöhe von circa 1,8 Metern nötig. Wir freuen uns riesig, dass die Prins ZEs mit unserem Batteriesystem unterwegs ist.“

Das Batteriesystem Compass Core kommt ohne aktive Kühlung aus – die Umgebungsluft reicht aus. Das reduziert den Installationsaufwand und senkt die Wartungskosten.

Eigenentwickeltes Brennstoffzellenaggregat ersetzt Ladeinfrastruktur

Da entlang der Wasserwege keine Ladeinfrastruktur vorhanden ist, entwickelte Van den Herik eigentständig ein kompaktes Wasserstoff-Brennstoffzellenaggregat. Es misst nur 3 x 2,6 x 2,5 Meter und erzeugt bis zu 3.600 kWh Strom pro Tag. Damit ließe sich zusammen mit einem Batteriespeicher sogar ein Wohnviertel mit rund 400 Haushalten versorgen. Das Aggregat steht an Land neben einem Anhänger mit Wasserstofftanks. Der Wasserstoff wird in der Brennstoffzelle in Strom umgewandelt und an die Akkus an Bord abgegeben.

Rijkswaterstaat würdigt Vorreiterprojekt für Dekarbonisierung

Die niederländische Behörde Rijkswaterstaat, zuständig für Straßen und Wasserwege, sieht in der Prins ZEs ein wegweisendes Projekt. Roger Mol, Leiter Nachhaltigkeit und Einkauf bei Rijkswaterstaat, erklärt: „Projekte wie die Prins ZEs zeigen, dass Dekarbonisierung im Wasserbau möglich ist, wenn Staat und Industrie gemeinsam Verantwortung übernehmen.“

Das Projekt entstand durch die Zusammenarbeit von Van den Herik, Tesvolt Ocean, dem Systemintegrator Verhoef Elektrotechniek und der Werft Kooiman Marine Group.


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