Am 16. Oktober 1965 – zum tausensten Jubiläum der Verleihung der Marktrechte an die Freie und Hansestadt Bremen – errichteten die Mitglieder des Schiffervereins Oberweser einen 23 Meter hohen Flaggenmast als Wahrzeichen der Binnenschifffahrt.
Genau 60 Jahre später, am 16. Oktober 2025, folgten rund 50 Gäste der Einladung von Frank Jürgen Sommerfeld, dem Vorsitzenden des Binnenschiffervereins Bremen, um den Schiffermast am Osterdeich zu feiern.
Engagement und Investitionen
Zunächst begrüßte Sommerfeld die Gäste und besonders die Vertreter der Flaggenkunden, die mit dem Setzen ihrer Flaggen und den daraus realisierten Einnahmen zum Erhalt des Mastes beitragen. Neben der Entstehungsgeschichte sprach er auch die noch heute gültige Verpflichtung des Vereins gegenüber der Stadt Bremen an, den Mast und den Platz in einem einwandfreien Zustand zu erhalten – was neben ehrenamtlichen Arbeitsstunden auch erhebliche finanzielle Mittel bedeutet. So wurden seit 2013 mehrere größere Projekte zum Erhalt, aber auch zu Verschönerung der Mastanlage erfolgreich umgesetzt, wie die Sanierung der Platte, Pfeiler und Ketten, die wiederholte Konservierung und Erneuerung des Farbanstrichs oder die Beleuchtung mit LED-Strahlern. Für diese Investitionen waren in den letzten Jahren rund 42.000 Euro nötig.
Dabei dankte er auch dem Engagement der Mitglieder, dem Ehrenvorsitzenden Gerd Reichstein sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft, die in ihren nachfolgenden Grußworten jeweils auf die Bedeutung der Binnenschifffahrt im Allgemeinen und insbesondere für Bremen eingingen.
Bildergalerie: 60 Jahre Flaggenmast am Osterdeich
Infrastruktur und Zukunft der Binnenschifffahrt
In seinem Grußwort sprach Dr. Iven Krämer von der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation von der historischen und heutigen Bedeutung der Binnenschifffahrt für die Stadt Bremen, die Wirtschaft der Region und insbesondere für die bremischen Häfen. Auch die Erinnerung daran, dass das Land Bremen maßgeblich an der Finanzierung des Mittelweserausbaus beteiligt war, fehlte nicht: Mahnende Worte in Richtung Berlin betreffend die Finanzierung und den Erhalt der Infrastruktur der Bundeswasserstraßen folgten.
Von der der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven betonte Dr. Hautau in seinem Grußwort auch die Bedeutung des Flaggenmastes als Zeichen des demokratischen und gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Insbesondere sei es aber wichtig, der Binnenschifffahrt mehr Gewicht gegenüber Politik und Verwaltung zu geben. Die in der Vergangenheit stark vernachlässigte und auf verschleißgefahrene Infrastruktur erfordere einen großen Nachholbedarf an Investitionen. Umso bedauerlicher sei, dass die Wasserstraßen im Sondervermögen nicht berücksichtigt wurden.
Auch Thomas Voigt, der Geschäftsführer vom Wirtschaftsverband Weser/Weserbund würdigte, wie schon seine Vorredner, den Mast als Wahrzeichen und die Verbundenheit zwischen Stadt, Weser und Binnenschifffahrt. Insbesondere aber auch den Kraftakt der damaligen Vereinsmitglieder den Mast errichten zu lassen. Aber auch Umwelt und Klimaaspekte, das sich verändernde Güteraufkommen der Binnenschifffahrt, weg von fossilen Energieträgern zu fertig verarbeiteten Produkten oder Sekundärrohstoffen und die aktuellen Herausforderungen, sprach Thomas Voigt an. Gerade Fachkräftemangel, Dekarbonisierung und Digitalisierung seien, neben den genannten Problemen der Infrastruktur, die großen Herausforderungen für die Binnenschifffahrt in Zukunft.
Der Flaggenmast sei nicht nur ein Denkmal und ein maritimes Wahrzeichen, er ist auch Arbeitsauftrag die Wasserstraße Weser zukunftsfähig zu halten – zuverlässig, sicher, und klimafreundlich, betonte Sommerfeld.
Gemeinsamer Austausch auf der Weser
Anschließend ging es auf das Fahrgastschiff „Gräfin Emma“ der Reederei HalÖver für ein gemütliches Beisammensein und Gespräche mit Kaffee und Kuchen. Die Reederei, der Schiffsführer Nicolai Garrecht und die Besatzung überraschten die versammelten Gäste zum Abschluss mit einer kleinen Weserrundfahrt zum Weserstadion, durch die Stadt bis zum Hohentorshafen und zurück zum Tiefer.
Artikel von Henning Jahn und Deborah Baran.