„Der Unfall an der Schleuse Müden ist ein unvorhersehbares und sehr bedauerliches Ereignis. Dass der Fluss nun aber vorerst gar nicht mehr passierbar ist, hätte vermieden werden können, nämlich indem die seit Jahrzehnten beschlossene Erweiterung der Mosel-Schleusen um jeweils eine zweite Kammer zügig vom Bund umgesetzt worden wäre“, unterstreicht BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen.
Bisher verfügen lediglich drei Schleusenstandorte, darunter Zeltingen, Fankel und Trier, über zwei von der gewerblichen Binnenschifffahrt nutzbare Schleusenkammern. An sieben weiteren Schleusen, Koblenz, Lehmen, Müden, St. Aldegund, Enkirch, Wintrich und Detzem, steht noch keine zweite Kammer zur Verfügung, obwohl die Ausbaumaßnahmen seit über 20 Jahren als „Vorhaben des vordringlichen Bedarfs“ in den Bundesverkehrswegeplänen und Ausbaugesetzen des Bundes genannt werden. Allein die Bauarbeiten an der Schleuse Lehmen, die planmäßig als nächste ausgebaut werden soll, dauern voraussichtlich bis 2031 und beginnen frühestens ab Mitte des kommenden Jahres.
Ein Ein-Kammer-Schleusenbetrieb birgt bei älter und störanfälliger werdenden Bauwerken stets die Gefahr, dass ein technisches Problem oder ein externes Ereignis eintritt, das eine Vollsperrung und eine Nichtpassierbarkeit der gesamten Wasserstraße verursacht. Schwanen betont: „Hier zeigt sich wieder einmal, dass Planung, Genehmigung und Umsetzung von wichtigen, volkswirtschaftlich sinnvollen Wasserstraßenprojekten viel zu lange dauern, selbst auf einer international bedeutenden Wasserstraße wie der Mosel. Wir erwarten von der Bundesregierung, dass endlich ein Umdenken stattfindet und wichtige Ausbaumaßnahmen an den Bundewasserstraßen mit Top-Priorität umgesetzt werden.“
Die Mitarbeiter des zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn suchen derzeit nach Lösungen, wie die Schiffe schnellstmöglich „abgeschleust“ und die betroffenen Schiffsbesatzungen versorgt werden können. Dabei setzt man große Hoffnung darauf, dass die Fachleute im Krisenstab des WSA vor Ort gute und pragmatische Lösungen finden, um die Situation auf der Mosel schnellstmöglich zu entschärfen. „Das würde auch unmittelbar den Binnenschiffern helfen, die zurzeit an der Mosel festliegen, keine neuen Frachtaufträge annehmen können und dadurch zunehmend in große wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten werden“, so Schwanen.