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Trotz Generalsanierung: Deutsche Bahn plant weitere Streckensperrungen

12.09.2025 08:32 Uhr | Lesezeit: 3 min
Generalsanierung Riedbahn - ein Bagger verteilt Schotter
Gibt es weitere Verzögerungen bei der Generalsanierung maroder Bahnstrecken? Einiges deutet darauf hin. Kritisch äußerten sich etwa Die Güterbahnen
© Foto: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Die Deutsche Bahn will ihre wichtigsten Strecken generalsanieren – eigentlich mit dem Ziel, danach fünf Jahre lang baustellenfrei zu bleiben. Neue Pläne zeigen: Auf mehreren Strecken sollen weitere Sperrungen erfolgen. Das kritisiert auch die Logistikbranche.

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Das Schienennetz in Deutschland ist marode. Mit rund 40 Generalsanierungen sollten zumindest die wichtigsten Strecken wieder fit gemacht werden - doch die Bahn weicht ihre Pläne immer weiter auf.

DB plant neue Sperrungen nach Generalsanierung – Fünf-Jahres-Versprechen wackelt

Ein zentrales Versprechen der Deutschen Bahn bei den sogenannten Generalsanierungen ihrer Hauptstrecken steht in einigen Fällen zur Disposition: Nach monatelangen Totalsperrungen sollten die betroffenen Strecken eigentlich fünf Jahre lang baustellenfrei bleiben. Doch laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) plant die DB auf mehreren dieser Strecken neue Sperrungen – teils deutlich vor Ablauf der zugesagten Frist.

Grund: Verzögerte Inbetriebnahme elektronischer Stellwerke

Ein wesentlicher Grund für die zusätzlichen Sperrzeiten ist nach dpa-Informationen die Leit- und Sicherheitstechnik. Sofern noch nicht geschehen, werden die Strecken bei einer Generalsanierung mit elektronischen Stellwerken ausgestattet.

Doch die Inbetriebnahme erfolgt nicht immer direkt am Ende der Bauzeit. Für einige Strecken hat der Konzern der Branche mögliche Baustellen angemeldet, um die Inbetriebnahme erst einige Monate später vorzunehmen.

„Für Korridore, auf denen die Stellwerkstechnik umfassend erneuert werden muss, prüfen wir vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Pilotprojekt Riedbahn (zwischen Frankfurt und Mannheim) aktuell projektspezifische Konzepte für eine nachgelagerte Inbetriebnahme“, teilte ein DB-Sprecher auf Anfrage mit. „Selbstverständlich stimmen wir uns dazu eng mit dem Bundesverkehrsministerium ab.“

Eine spätere Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerke dürfte jeweils zu rund einer Woche mit neuen Einschränkungen führen - sofern danach dann alles funktioniert. Die Bahn muss die Branche über solche Baupläne informieren, auch wenn sie sich schlussendlich für eine andere Lösung entscheidet.

Weitere Sperrpausen auch für Neu- und Ausbauprojekte geplant

Auch außerhalb der Stellwerk-Thematik sind zusätzliche Streckensperrungen nicht ausgeschlossen. Nach dpa-Informationen wurden einige Baumaßnahmen angemeldet, die zu deutlich längeren Sperrungen führen könnten.

Auf Anfrage hieß es von der Deutschen Bahn, dass regelmäßige Instandhaltungsarbeiten ebenso durchzuführen seien wie die kontinuierliche Pflege und der Rückschnitt der Vegetation entlang der Strecken.

„Gleichzeitig sind Sperrpausen möglich, um Neu- und Ausbauprojekte, die an einen generalsanierten Streckenabschnitt angrenzen, wie geplant umzusetzen“, sagte ein Bahn-Sprecher.

Diese Strecken könnten erneut gesperrt werden

Laut dpa wurden mehrere potenzielle Sperrpausen bei der Bahn angemeldet – teils als eingleisige Sperrungen, teils als komplette Totalsperrungen:

  • Frankfurt-Mannheim: generalsaniert 2024, könnte Anfang 2028 von neuen Sperrungen betroffen sein. Eine zeitweise Totalsperrung steht im Raum. Die Bahn dementiert den Planungsstand, wie er der dpa vorliegt. Laut Konzern ist keine zeitweise Totalsperrung geplant.
  • Fulda-Hanau: Mehrere mögliche Sperrungen für die Jahre 2028 und 2029 sind angemeldet, sowohl eingleisige als auch Totalsperrungen. Die Generalsanierung soll im Januar 2028 abgeschlossen sein.
  • Koblenz-Mainz: wird 2028 generalsaniert. Anfang 2029 droht aber eine weitere längere Totalsperrung.
  • Nürnberg-Regensburg: Nach der Generalsanierung 2026 drohen eingleisige Sperrungen Anfang 2028 und Anfang 2029.

Ob die angemeldeten Baumaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, wird laut DB noch intern geprüft.

Branchenverbände äußern deutliche Kritik an DB

In der Bahn- und Logistikbranche stoßen die Pläne auf Unverständnis. Branchenvertreter kritisieren, dass mit den Generalsanierungen ursprünglich langfristige Baufreiheit versprochen wurde – ein Vertrauen, das nun gefährdet sei.

„Generalsanierungen heißen Generalsanierungen, weil den Menschen versprochen wird, dass alles in einem Aufwasch gemacht wird und sie danach lange Zeit Ruhe haben von Baustellen“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz Pro Schiene, der dpa.

„Es ist wichtig, dass es bei diesem Versprechen bleibt. Auch der Bund ist hier gefragt, seine Erwartungen an die Generalsanierungen klar zu definieren.“ Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Generalsanierungen eine „Mogelpackung“ sind.

Auch Peter Westenberger, Geschäftsführer des Verbands der Güterbahnen, warnt vor negativen Folgen für das System Schiene: „Die DB InfraGo entzieht mit einer unkontrollierten Ausweitung der Sperrdauer nicht nur den Eisenbahnunternehmen, sondern dem gestressten Gesamtsystem Schiene die Geschäftsgrundlage.“

Das müsse aufhören. Er fordert vom Bund, stärker einzugreifen und eine verbindlichere Bauplanung durchzusetzen. „Der Bund sollte das Einhalten von Plänen von seinem Unternehmen rigoros einfordern, daher muss er jetzt auch verhindern, dass die DB tut, was sie will. Bessere Vorplanungen sowie effizienteres Bauen sind der Schlüssel.“

Generalsanierung: Zeitplan verschiebt sich bis 2036

Das Konzept der Generalsanierung verliert damit weiter an Schlagkraft. Ursprünglich sollten 40 besonders wichtige Strecken generalsaniert und bis 2031 abgeschlossen werden. Der Plan verschiebt sich nach aktuellem Stand auf 2036. Das Schienennetz ist marode und ein Hauptgrund für die Verspätungen im Personen- und Güterverkehr.

Auch die geplante Dauer musste angepasst werden: Anfangs war noch von acht bis zehn Jahren Baufreiheit die Rede, die dann auf fünf Jahre verkürzt wurde.

Als das Konzept vorgestellt wurde, sollte jede Baumaßnahme zudem etwa ein halbes Jahr lang dauern. Auch dieser Plan konnte nicht eingehalten werden. Für die Strecke Hamburg-Berlin braucht die Bahn beispielsweise neun Monate.

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