BDB im Gespräch mit dem niederländischen Verkehrsminister Robert Tieman

15.11.2025 17:04 Uhr | Lesezeit: 4 min
BDB im Gespräch mit dem niederländischen Verkehrsminister Robert Tieman
Gelungener Austausch: Mira Woldberg (stv. Botschafterin), Robert Tieman (Minister für Infrastruktur und Wasserwirtschaft), Jens Schwanen (BDB), Björn Wilmer (Reederei Jaegers) (Untere Reihe v. l.) Gijs Könings (Botschaft NL), Wilbert Hoondert (Botschaft NL), Andreas Grzib (DTG), Dieter Schneider (Bank für Schifffahrt), Jens Langer (DP World), Nils Funger (Bank für Schifffahrt), Sabine Raddatz (Hafen Rotterdam), Joachim Holstein (Duisport), Matthias Roeser (BDB) (Obere Reihe v. l.).
© Foto: BDB

Auf Einladung der niederländischen Botschaft trafen sich in Berlin Vertreter des BDB mit dem niederländischen Minister für Infrastruktur und Wasserwirtschaft Robert Tieman zum Austausch über die Lage der Güterbinnenschifffahrt.

Auf Einladung der niederländischen Botschaft haben sich in dieser Woche Vertreter des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) mit dem niederländischen Minister für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, Robert Tieman, in Berlin für einen Gedankenaustausch zur Lage der Güterbinnenschifffahrt getroffen. Neben der DTG Deutsche Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt, der Reederei Jaegers und DP World nahmen auch die BDB-Mitglieder Duisport, Hafen Rotterdam und die Bank für Schifffahrt als größte Finanzierer von Schiffsraum an dem Treffen teil.

Der enge Austausch zwischen den Niederlanden und Deutschland, die die Speerspitze der Binnenschifffahrt in Europa bilden, ist richtig und sinnvoll, schon allein wegen der Bedeutung des Hinterlandverkehrs des Rotterdamer Hafens und der engen wirtschaftlichen Verflechtungen dieser beiden Nationen. Hierauf wiesen die stellvertretende Botschafterin Mira Woldberg und Minister Tieman in ihren Statements hin. Die Branche steht in beiden Ländern aktuell vor ähnlichen Herausforderungen: In einer insgesamt abgekühlten wirtschaftlichen Lage belasten Ladungsrückgänge sowohl die Trocken- als auch die Tankschifffahrt. So verzeichnet etwa die chemische Industrie als großer Kunde in der Schifffahrt historische Produktionsrückgänge und ist nun laut Auskunft des VCI wieder auf dem geschäftlichen Niveau des Jahres 1995 angelangt. Fossile Brennstoffe wie etwa Steinkohle verlieren an Bedeutung, während Sekundärrohstoffe, Container und übergroße und schwere Stückgüter wie etwa Komponenten von Windkraftanlagen einen Aufwärtstrend verzeichnen und der Transport von Wasserstoff als Zukunftsmarkt gesehen wird. Das spiegelt sich auch im Geschäft der See- und Binnenhäfen wider.

Herausforderungen: hohe Schiffsbaukosten und Personalmangel

Neue Märkte bedingen teilweise auch neue Schiffe für spezielle Ladungsgüter. Allerdings beschreiben die kreditfinanzierenden Banken ihr Geschäftsfeld als schwierig: Hohe Schiffbaukosten sind zunehmend eine Hürde in einer überwiegend klein- und mittelständisch geprägten Branche, deren Unternehmer häufig bereits ein hohes Lebensalter haben. Einhellig wurde seitens des deutschen Gewerbes ein Defizit an modernen kanalgängigen 85-Meter-Schiffen festgestellt, wie sie zum Beispiel für Agrargüter regelmäßig benötigt werden. Neubauten dieser Größenklasse seien wegen der langen Amortisationszeiten jedoch nur sehr schwer finanzierbar.

Ein Thema, das die Binnenschifffahrt in den Niederlanden und in Deutschland gleichermaßen beschäftigt, ist der wachsende Personalmangel. Die Branche bildet deshalb verstärkt aus, und sie wirbt mit der Imagekampagne „PRO Binnenschifffahrt“ in Social-Media-Kanälen für mehr Nachwuchs. Es besteht Zuversicht, dass dies in Verbindung mit einer zunehmenden Digitalisierung, Fernsteuerung und (teil-)autonom fahrenden Schiffen die Zukunftsfähigkeit der Branche sichert. Minister Tieman wies hierzu erneut darauf hin, dass ein gemeinsames europäisches Vorgehen sinnvoll ist, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für diese Entwicklung einheitlich zu definieren.

Wasserstraßeninfrastruktur bedarf in beiden Ländern einer Modernisierung

Übereinstimmung besteht bei der Betrachtung der Wasserstraßeninfrastruktur: Flüsse und Kanäle müssen planbar und verlässlich befahren werden können. Hierfür müssen Schleusen und Wehre saniert und fit für die Zukunft gemacht werden. Der Neckar, dessen Schleusen das technische Lebensalter von 80 Jahren bereits weit überschritten und keine zeitgemäßen Abmessungen mehr haben, wurde von den Reedereivertretern als prominentes Negativ-Beispiel genannt.

Minister Tieman erklärte, dass die Niederlande im Wasserstraßenbereich ebenfalls vor der größten Erhaltungsaufgabe ihrer Geschichte stehen. In seinem Bericht „Meerjarenplan Instandhouding 2025-2030“ wird beschrieben, wie unter anderem durch Produktivitätssteigerungen und engere Kooperationen die Infrastruktur besser instandgehalten werden könnte. Der Minister warb dafür, diesen im Juni 2025 vorgelegten Plan für die gesamte Rheinachse fortzuschreiben. Er bestätigte, dass auch in den Niederlanden die ausreichende Finanzierung der Infrastruktur den Staat vor große Herausforderungen stellt: Der Aufgabenumfang ist größer als das derzeit im Haushalt verfügbare Budget. Die Finanznot ist jedoch nicht derart groß wie in der Bundesrepublik, wo allein für den Substanzerhalt bereits rund 600 Millionen Euro pro Jahr im Bundeshaushalt fehlen.

HASHTAG


#BDB

MEISTGELESEN


KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


www.schifffahrtundtechnik.de ist das Online-Portal der achtmal jährlich erscheinenden Zeitschrift Schifffahrt und Technik. Schwerpunktthemen sind Schifffahrt und Binnenschifffahrt, Transport und Logistik im Hafen und intermodaler Verkehr zwischen See- und Binnenhäfen. Praxiserfahrene Journalisten recherchieren vor Ort und schreiben Klartext zu Logistik in See- und Binnenhäfen, kombiniertem Verkehr, Reedereien, Güterverkehr und Schwerlastlogistik.