Die neue Friesenbrücke über die Ems ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben - Züge müssen noch warten: Nach rund zehn Jahren Unterbrechung können Fußgänger und Radfahrer die Verbindung zwischen Weener und Westoverledingen wieder direkt nutzen. Die Deutsche Bahn (DB) öffnete am frühen Nachmittag das Bauwerk, das neben der Eisenbahntrasse auch einen 2,5 Meter breiten kombinierten Geh- und Radweg umfasst.
Die ursprüngliche Brücke war 2015 durch einen Schiffsunfall zerstört worden, als ein Frachter die damals geschlossene Klappbrücke gerammt hatte. Seither mussten auch Bahnverkehre auf alternative Routen ausweichen. Mit dem Neubau wurde eine technische Lösung realisiert, die europaweit einzigartig ist: Die neue 335 Meter lange Friesenbrücke gilt laut DB als größte Hub-Dreh-Brücke für den Eisenbahnverkehr in Europa.
Gegen 14 Uhr wurde das zentrale, drehbare Brückenelement – mit einem Gewicht von rund 1.800 Tonnen – geschlossen, sodass die ersten Passanten die Brücke überqueren konnten. Die Konstruktion erlaubt eine 90-Grad-Drehung des Mittelteils, um größeren Schiffen wie Frachtern und Kreuzfahrtschiffen die Passage zu ermöglichen.
Technische Besonderheiten und Nutzungseinschränkungen
Die Nutzung des Geh- und Radwegs ist tideabhängig. Die DB weist darauf hin, dass der Weg nur dann passierbar ist, wenn die Brücke nicht für den Schiffsverkehr geöffnet wird. Informationen zu den Öffnungszeiten sollen online und vor Ort bereitgestellt werden. Zudem sind weitere Arbeiten am Bauwerk geplant, wodurch es zu temporären Einschränkungen kommen kann. Bis zur vollständigen Fertigstellung ist das Schieben der Fahrräder über die Brücke erforderlich.
Bahnverkehr: Wiederaufnahme geplant
Die vollständige Inbetriebnahme der Brücke für den Bahnverkehr steht noch aus. Die Wiederaufnahme der grenzüberschreitenden Verbindung auf der sogenannten „Wunderline“ zwischen Deutschland und den Niederlanden ist laut DB für Ende des Jahres vorgesehen. Ursprünglich war der Start zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 geplant.
Die neue Friesenbrücke ist Teil der 173 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Bremen und Groningen. In der ersten Ausbaustufe wird derzeit der Abschnitt zwischen der deutsch-niederländischen Grenze und Ihrhove modernisiert. Ziel ist es, die Fahrzeit zwischen Bremen und Groningen zunächst auf unter zweieinhalb Stunden und später auf unter 2:15 Stunden zu verkürzen.
„Das ist gigantisch, dass wir das geschafft haben“, sagte Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär im niedersächsischen Verkehrsministerium. Die Freigabe des Geh- und Radwegs sei ein „großes Ausrufezeichen für diese Region.“