Der Tenor beim DVF-Lenkungskreis Häfen/Schifffahrt in Duisburg war einhellig: Deutschland muss mehr für seine Häfen und Wasserstraßen tun. Ohne Investitionen in die Infrastruktur wird es nicht möglich sein, die anstehenden Herausforderungen der Transformation, der Energieversorgung und auch der Verteidigungsfähigkeit zu bewältigen.
Matthias Magnor, DVF-Präsidiumsmitglied, Vorsitzender des Lenkungskreises Häfen/Schifffahrt und Vorsitzender des Vorstands der BLG Logistics Group: „Die Häfen haben eine Schlüsselfunktion für Deutschland. Die zugesagten Mittel für die Infrastruktur in Bremerhaven können nur ein erster Schritt sein. Der Bund muss die Häfen generell höher priorisieren. Das gilt auch für die Wasserstraße. Wer den Industriestandort stärken will, muss in leistungsfähige Transportwege investieren.“ Magnor begrüßte das von der Bundesregierung geplante Infrastruktur-Zukunftsgesetz: „Maßnahmen zur Planungs- und Baubeschleunigung sind von elementarer Bedeutung. Es geht um seewärtige Zufahrten, Schienenwege, Wasserstraßenprojekte und Brückensanierungen. Wir können in Zukunft nicht mehr zwanzig Jahre auf die Umsetzung solcher wichtigen Verkehrsprojekte wie zum Beispiel die Fahrrinnenanpassung der Außenweser warten.“
Leistungsfähigkeit der Hafeninfrastrukturen und die Hinterlandanbindungen sind essenziell
Auch Uwe Schmidt MdB, Mitglied des Haushaltsausschusses und Berichterstatter für den Einzelplan Verkehr der SPD-Bundestagsfraktion, sprach sich für eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes aus und lenkte den Blick auch auf die Hinterlandanbindungen: „Die Leistungsfähigkeit der Hafeninfrastrukturen und die Hinterlandanbindungen sind essenziell für Deutschland. Wir müssen das, was für die Zukunftssicherung notwendig ist, jetzt einfach mal machen. Auch die Anhebung des Hafenlastenausgleichs ist rechtlich möglich. Wenn wir uns einig sind, geht das. Der Großteil der Investitionen aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität muss ganz deutlich der Infrastruktur zugutekommen – Zielgröße 80 Prozent. Die Mittel, die der Bund bereitstellt, müssen vollständig, schnell und effektiv genutzt werden. Dazu brauchen wir eine gegenseitige Deckungsfähigkeit zwischen den Verkehrsträgern.“
Logistikkorridor Rhein stärker sichtbar machen
An der Sitzung bei Duisport nahm der Staatssekretär für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen Viktor Haase teil. Er hob die Bedeutung des Systems Wasserstraße für den Industriestandort Deutschland hervor und erklärte: „Mit der Perspektive nachhaltige Rheinschifffahrt 2030 setzen wir gemeinsam mit über 100 Partnern aus sechs Nationen wichtige Impulse für ein zukunftsorientiertes System Wasserstraße. Unser Ziel ist es, den Logistikkorridor Rhein stärker sichtbar zu machen, einen grünen Binnenschifffahrtskorridor zu entwickeln und die Häfen zu eigenen Entwicklungsplänen zu motivieren. So wird vor Ort deutlich, welche zentrale Rolle sie für die Versorgung mit erneuerbaren Energien und für die Kreislaufwirtschaft spielen.“
Hafenwirtschaft ist das Rückgrat der Industrie
Als Gastgeber begrüßte vor Ort Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender von Duisport: „Ohne die Häfen kann die Transformation nicht gelingen. Die Hafenwirtschaft ist das Rückgrat der Industrie und damit zentral für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Um diese zu stärken, müssen wir dringend in Infrastruktur und Digitalisierung investieren, doch die staatliche Unterstützung stagniert. Wir benötigen jetzt dringend verlässlichere Förderbedingungen und Planbarkeit. Unser Anspruch ist klar: Gemeinsam Lösungen entwickeln, die heute wirken und morgen tragen.“
Praxistaugliche und zukunftssichere Wege zur Dekarbonisierung
Steffen Bauer, CEO der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) und der HGK Shipping, zeigte die großen Anstrengungen der Binnenschifffahrt zur CO2-Reduktion auf: „Die Binnenschifffahrt steht am Wendepunkt: Unser Ziel ist es, einen praxistauglichen und zukunftssicheren Weg zur Dekarbonisierung zu gehen. Damit schaffen wir einen realistischen Transformationspfad: kurzfristig CO2-Reduktionen mit HVO und dem Diesel-elektrischen Antrieb, mittelfristig emissionsarme Alternativen wie Methanol und Ammoniak, und langfristig die vollständige Dekarbonisierung durch Wasserstoff-Brennstoffzellen. Entscheidend ist ein stufenweiser Übergang, der technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit im Kraftstoffbereich miteinander vereint – für eine verlässliche Transformation der Branche.“
Rolle der EU
Am Lenkungskreis nahm seitens der Europäischen Kommission Simone Ritzek-Seidl, Mitglied des Kabinetts von Apostolos Tzitzikostas (EU-Kommissar für nachhaltigen Verkehr und Tourismus) digital teil. Gegenstand des Gesprächs waren der Sustainable Transport Investment Plan, die Hafenstrategie und die maritime Industriestrategie der EU sowie die jüngste Initiative der Europäischen Kommission zur militärischen Mobilität.